Zunächst einmal ist es schön, daß man im Impressum des o.g. Werkes endlich einmal ein paar andere Namen liest als die, die man jetzt schon seit zwei aufeinanderfolgenden Quellenbüchern und zwei Abenteuerbänden für Deutschland in den Schatten kennt.
Kann man die "Österreichischen Regelergänzungen" bis zur Überschrift Bergsteigen/Klettern noch mit ruhigem Gewissen lesen, hat man bei der nachstehenden Erläuterung eines Absturzschadens ein starkes D�j�Vu-Erlebnis. Preisfrage: Wo haben wir das schon einmal gesehen?
Im Kreuzfeuer Quellenbuch auf Seite 75 vielleicht? Ja, leider.
Die in Walzer, Punks & Schwarzes Ice vorgestellten Regeln mögen zwar für die Welt der Berge ausgedacht sein, aber die Regeln im Kreuzfeuer sind so allgemein gehalten, daß man sie ohne größere Probleme auch fürs Bergsteigen verwenden kann. Die Liste der Schwierigkeiten kann man als Spielleiter (oder Abenteuer - Autor, da wir gerade beim Thema sind) ja noch ganz gut brauchen, weil sie detaillierter als die im Kreuzfeuer ist, aber die Berechnung des Absturzschadens ist leider völliger Unsinn. Warum? Weiterlesen und schlauer werden.
Dorftrottel besteigt einen Kamin (normalerweise eine Bezeichnung für zwei eng nebeneinander aufragende, steile Felswände) und stürzt ab (dumm gelaufen, Chummer). Bei der vorliegenden Regelversion hätte er bei 70 Metern Metern einen 6T-Schaden zu befürchten, den er überleben könnte.
Den Regeln des Kreuzfeuer entsprechend hätte Dorftrottel einen Schaden von 35 T zu befürchten (uups). Damit würde er sofort Kandidat für eine andere Zusatzregel des Kreuzfeuers: Sofortiger Tod & Extremschaden (siehe siehe ebd. S. 79, und SR Kompendium, S. 91).
Die Regeln des Kreuzfeuers sind in dieser Hinsicht einfach realistischer, denn wenn jemand aus 70 METERN im (mehr oder weniger) freien Fall abstürzt (wie in dem Beispiel), KANN ER DAS NICHT ÜBERLEBEN, wenn er nicht gerade ein Drache in menschlicher Erscheinung ist. Unser unglückseliger Chummer Dorftrottel ist alles andere als ein Drache und verunziert deshalb als riesen-großer Fettfleck ein paar Felsen ein paar Etagen tiefer - Ende der Geschichte.
So, wie wir sehen, sind diese Regeln bereits vorhanden. War eine nette Idee, die sich aber bei näherer Betrachtung - im Vergleich zu den Kreuzfeuerregeln - als unnütz herausstellt. Auch der Rest der Regelerweiterung ist recht interessant, obwohl ich aus meiner bescheidenen (etwa fünfjährigen) Erfahrung als Skifahrer sagen muß, daß Tiefschnee, steile Passagen und Buckel eher einen +2 Modifikator wert sind - aber das nur ganz am am Rande.>
Woran liegt es, daß man uns die Regeln fürs Bergsteigen/Klettern zweimal präsentiert? Eigentlich kann es doch nur am Autor und am Lektor dieses Abschnittes liegen. Kann man den Autor (der u.U. zum ersten Mal veröffentlicht wird) noch verstehen, so müßte doch spätestens dem Lektor als zweiter Instanz dieser kleine Fehler aufgefallen sein. Aber wer ist schon allwissend?
Natürlich, aber: Wenn man über etwas schreibt, sollte man sich schon mit der Materie auskennen (oder wenigstens so tun als ob). Das Kreuzfeuer Quellenbuch ist bereits seit 1995 übersetzt und damit eines der älteren Werke des SR-Universums. Kann man sich schon nicht alle amerikanischen Quellenbücher leisten, so sollte man doch zumindest alle deutschsprachigen Quellenbücher kennen, bevor man sich daran macht, überhaupt etwas für Shadowrun zu schreiben. Ich spreche da aus eigener (schlechter) Erfahrung. Mit Kennen meine ich übrigens lesen, nicht dekorativ in den Schrank oder das Bücherregal stellen.
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